Montag, 19. Mai 2008

Israelitischer Friedhof / Zentralfriedhof

Ab und zu taucht das Thema in den Medien auf - Der Zustand von jüdischen Friedhöfen in wien. Ein Spaziergang durch den israelitischen Teil des Zentralfriedhofes hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist man als erstmaliger Besucher beeindruckt von der idyllischen Ausstrahlung die mit der wildromantischen Flora und äußerst lebendigen Fauna einhergeht, doch der Unterschied zum übrigen Gelände lässt dann doch die Stirnfalten dicke Schatten werfen. Geschäftig kümmern sich Gärtner und Angehörige um die Gräber. Alles wird gestutzt, gegossen und geputzt, bloß im jüdischen Teil herrscht absolute Stille. Der romantische Charakter geht verloren sobald man die ersten zwei Gräbergruppen hinter sich gelassen hat. Da liegen dann kleine zarte Grabsteine im verwucherten Dickicht und mächtige Felskolosse stehen schief im Wind; und hier haben leider viele Grabsteine zwei Dinge gemeinsam - Einschusslöcher
und Spuren von weggewischten nazistischen Schmierereien.

Man kann zwar in Bildern die Idylle oder die geschundenen Grabsteine festhalten jedoch nicht die traurige österreichische Vergangenheit, die einem in diesem Friedhof fest im Nacken sitzt...

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Der alte jüdische Friedhof am Gelände des wiener Zentralfriedhofes gilt übrigens als eine touristische 'Attraktion'...

Donnerstag, 15. Mai 2008

Marxergasse / Bahnhof wien Mitte

Es ist Mai und in der gesamten Bundeshauptstadt werden Blumen geputzt, Flaggen gebügelt, Laternen geschmirgelt und Grashalme gestutzt. Jede kleinste Grünfläche und sei es nur eine kleine Distel, die aus dem Asphalt der Ringstraße wächst, wird umsorgt als ob es der Bürgermeister persönlich begutachten würde. Alles muss perfekt sein! Sowohl das Blumenfeld im Volksgarten als auch das kleine Blumenkisterl im Fünfzehnten. Dieser geschleckte Perfektionisums kann einem Wochenendtouristen als schönes Foto dienen, aber einem Bewohner, wie ich einer bin, auch mal auf die ohnehin schon EURO-geplagten Eier gehen.
Aber ich hab ihn gefunden! Einen schattigen naturbelassenen Garten in unmittelbarer Zentrumsnähe; ein millionenschweres Grundstück sozusagen. Neben der Marxerstraße im dritten Hieb hinter dem geschundenen Bahnhof wien Mitte befindet sich kurz vor dem beinahe Wolkenkratzer des Justizzentrums ein Schacht, der einem Einblick auf die U4-Strecke erlaubt. Dort unten im Schatten von Stahlbeton, Asphalt und Ubahn-Verkabelungen liegt diese kleine grüne Urbanoase. Sicher von den Zügen
der wiener Linien durch einen Maschendrahtzaun abgetrennt könnte man hier gemütlich im Liegestuhl entspannen oder ein Grillfest veranstalten.
Man kann nur hoffen, dass die MA 42 ihre blumenerdverkrustete Finger davon lässt.

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Mittwoch, 7. Mai 2008

Das Maiglöckchen

"BÖSE. Das Maiglöckchen - Jahr für Jahr treibt sich das lieblich duftende, aber wenig bekömmliche Gewächs in den Bärlauchfeldern herum, um arg- und ahnungslosen Selbstversorgern nach dem Leben zu trachten. Treib dich unter deines gleichen herum, verkommene Floralschlampe!"

aus: Falter, Ausgabe 19/08, Rubrik 'Gut, Böse, Jenseits'

Montag, 5. Mai 2008

Roßauer Lände / Obere Donaustraße

Der ständige Anblick klassizistischer wiener Prunkbauten in und rund um den ersten Bezirk kann einem schnell mal den hauptstädtischen Brechreiz provozieren. Erleichterung schafft da nicht nur der unbeirrte Blick auf den Boden, sondern auch ein eindrucksvolles Gebäude an der Roßauer Lände im 20. Bezirk. Bei der Oberen Donaustraße am Kanal gleich am architektonisch missglückten Fußgängerübergang nahe der U4-Station erspäht man dieses statisch bedenkliche Meistwerk der Wohnbaukultur. Das anfänglich auftretende Mitleid gegenüber den Bewohnern des südlichen Gebäudeteils verschwindet wenn man sich des Bestandes einer rückwärtigen Mauer vergewissert hat oder bedenkt, dass dies die einzige Filmkulisse wiens sein könnte.

Und der Flakturm am nahen Horizont ist auch schön.

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Samstag, 3. Mai 2008

Westbahnstr. 34 / Apotheke

Der siebente Bezirk ist ja bekanntlich mit Studierenden vollgestopft. Die Apotheke in der Westbahnstraße nimmt ihre Lage eben dort sehr ernst und scheint sich auf die Bedürfnisse der Studentenschaft eingestellt zu haben. Mit der schlichten Auslage wird das gängige Klischee vom verkaterten Studierenden untermauert und auch die sofortige Lösung serviert.
Grün-Weiß-Gelbe Monopolstellung im Gesundheitswesen der hiesigen 'twens'. Mehr als ein paar Blubberbläschen im Leitungswasser braucht man nicht.

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Montag, 21. April 2008

Museumsquartier

In der kulturellen Zwangszentralisierung 'Museumsquartier' kann man ja allerhand Dinge entdecken; Doch auch hier lohnt sich ein Blick in die versteckten Hinterhöfe und Seitengassen abseits der touristischen Agglomerationen. Hinter dem Leopold Museum etwa versteckt sich ein kleiner charmanter Weg empor in Richtung 'Breite Gasse'. Wagt man den steilen Aufstieg im Schatten des monströsen weißen Gebäudekomplexes stellt sich einem auf halbem Weg ein hungriger zähnefletschender Abkömmling der MA48 in den Weg und verlangt nach einer Fußgängermaut.
Der wagemutige Passant sollte darum stets vollgesogene Taschentücher oder leergeschlürfte Flüssigkeitsbehältnisse mit sich führen und sie bereitwillig dem tiefen Schlund der MQ-Bestie opfern.

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Dienstag, 8. April 2008

Arbeitsplatz

Pro Unordnung auf den Schreibtischen dieser Welt!

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Gasometer, Döblerhofstraße

Die Nahversorger von Vitaminbomben, Katerkiller, Schmiermittel und Drogen, genannt 'Apotheken', haben in wien ein bemerkenswert dichtes Netz an Filialen. Die Niederlassung am Fuße der Gasometer-Türme versucht nun angesichts des Konkurrenzkampfes mit der wohl unnötigsten plakativ Ausschilderung auf sich aufmerksam zu machen. Die Anzeige blinkt nicht nur spaßig in grellem Rot und dezentem Grün sondern gibt auch in regelmäßigen Abständen Auskunft über das Datum und die gegenwärtige Temperatur. Ein verspieltes Völkchen diese Apothekerinnen und Apotheker.

Das österreichische Gesundheitsmonopol im Las Vegas-Style

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Montag, 31. März 2008

Böhmischer Prater/Laaer Berg

Der vergessene Prater

Während im Prater der Würstl und zirkulierenden roten Blockhütten Bauarbeiter angesichts der bevorstehenden Europameisterschaft im Kugelschupfen stressresistent schuften und die ersten wandelnden Geldbeutel mit Bussen angekarrt werden, schlummert der Böhmische Prater im zehnten Bezirk noch unter den blattlosen Bäumen dem Frühling entgegen.

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Der Vergnügungsteil des Laaer Berg’schen Erholungsgebietes feiert zwar dieses Jahr sein 125-jähriges Jubiläum, hat aber seit einem Bombenangriff 1944 nichts mehr von seinem ursprünglichen Aussehen.

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Nur vereinzelt schrauben ein paar Menschen an den Gerätschaften oder schwingen in den ersten Sonnenstrahlen des Frühlings den Besen vor ihren Eingängen. Viele Betriebe und Gastgärten machen den Anschein als ob sie das heurige Jubiläum nicht mehr mitfeiern würden.

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Das klassische Autodrom wurde längst in eine Spielhalle umfunktioniert.

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Wie im Rest von wien macht sich auch in dieser Traditionsinstitution der Trend von klingelnden Automatencasinos breit. Provozierend steht das neue Monte Laa Casino mit seinen Goldverspiegelten Fenstern gegenüber alteingesessenen Fahrbetrieben, wie etwa der ‚Raupe’. Abgeschottet von der Vergangenheit draußen auf der Straße, können sich dort nun Spielwütige ihres Kleingeldes entledigen.

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und zum Abschied winkt der Clown am Raupen-Ringelspiel melancholisch Richtung Casino...

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...und sein Kollege schwenkt unbeeindruckt die Tivoli-Flagge

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Urbanoides

schattiges wien

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