hauptstädtische coldspots

Mittwoch, 12. März 2008

Kettenbrückengasse/Grüngasse

Das als 'trendig' gewertete Viertel rund um den Naschmarkt gilt seit einiger Zeit als Wohntraum der Studenten- bzw. Boboklientel. Dass hier nicht nur geloftet und wohngemeinschaftelt wird, beweisen viele renovierte Wohnhäuser zwischen wienzeile und Wiedner Hauptstraße. Verlässt man die U-Bahnüberdachung, genannt Naschmarkt, Richtung Süden auf der Kettenbrückengasse kreuzt man die Grüngasse. Folgt man dieser nun linker Hand in die Sackgasse steht man quasi im Innenhof einer dieser neuen verglasten Mietwohnungsbunker. Hier trifft man aber nicht auf einen Spielplatz mit tollenden Kindern und gackischleudernden Hunden samt Herrli sondern auf ein besetzungswürdiges Backsteinhaus. Staubige Ziegel reflektieren sich hier in der geschleckten Glasoberfläche im Hintergrund und warten ungeduldig darauf besprayt oder bepinkelt zu werden. Leider hält ein Zaun das urbane Leben von diesem Schmuckstück fern.

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Montag, 10. März 2008

Erdbergstraße, Zentrum der Wiener Linien/Dach

Die unzähligen Mitarbeiter der wienerlinien treten hauptsächlich in der Gestalt von Fahrscheinkontrolleure in die mundwinkelverzerrte unterirdische Öffentlichkeit. Dies ist wohl die Hauptursache der allgemeinen Unbeliebtheit. Um Langzeitschäden der psychischen Verfassung der Angestellten zu verhindern, scheint der Arbeitgeber bemüht die Arbeitsmoral mittels autonomer Wohnmöglichkeiten zu heben.

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Sonntag, 9. März 2008

Haidequerstraße

Unter den Schloten des überdimensionierten Elektrizitätswerks von wienstrom verläuft in Simmering die 1.Haidequerstraße entlang der S-Bahn. Und hier wo sich beamtete Elektriker und Bundesbahnler zuwinken könnten, fristet das ehemalige Gasthaus 'Weinschenke Sperl' ein feinstaubverkrustetes Dasein. Trotz einer richtungsweisenden Klingelanweisung an der braunen HolzMetallGlastür scheint schon die Abrissbirne des magistratischen Bezirksamtes an das moosverpackte Fensterholz zu klopfen; das vermögen wohl auch die am Dach abgestellten Fahrräder nicht verhindern. Immerhin könnte aber mancher noch ein Simmeringer Statement zur politischen Korrektheit in gender-fragen erkennen...

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Dienstag, 5. Februar 2008

St. Marx, Litfaßstraße/Jacobigasse

Gestern nacht verschlug es mich in die düsteren Autobahngegenden von St. Marx im dritten Bezirk. Geht man an der Arena vorbei und biegt dann bei den Stützpfeilern der Tangente links in die Litfaßstraße ein erreicht man nach dem Passieren unzähliger Werbeplakate die Kreuzung mit der Jacobigasse. Dort, wo nach 20 uhr keine Menschenseele mehr anzutreffen ist, liegen links neben der Straße Eisenbahnschienen eingebettet in neuaufgeschütteter Erde und Müll.

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Hier finden passionierte Sammler Kühlschränke, Autoreifen, Einkaufswägen und Matratzen. Blickt man nach oben sieht man nicht den erleuchteten wiener Nachthimmel sondern die unter der Last der brummenden LKWs zitternde Autobahnausfahrt 'St. Marx'.

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Folgt man nun der Jacobigasse in Richtung Schlachthausgasse erreicht man unterhalb der Tangente einen gut ausgeleuchteten Kreisverkehr dessen zweite Ausfahrt bei dem Einen oder Anderen Verblüffung auslösen könnte.

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Hat man die in einem Haus (aus dem übrigens Bäume wachsen) endende Straße begutachtet, sollte man auch hier wieder sein Haupt erheben und die vom Straßenlicht betonten Formen der Autobahn bewundern.

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Die Jacobigasse weiter geschlendert passiert man zur rechten die fliesenverzierte Rückseite des Schlachthofes.

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An der linken Seite befindet sich die renovierte Schlachthaushalle, die frappant an einen Bahnhof erinnert und zur Zeit noch unfertig im Schatten des gigantischen T-Centers steht.

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Am Ende der Jacobigasse stößt man an das große von Stieren bewachte Schlachttor.

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Hier wird dann schließlich wunderschön hässliche Seitengassenromantik versprüht...

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...und einem großen Österreicher gedacht

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(mehr fotos auch im Bilderalbum 'wean')

Montag, 4. Februar 2008

Margaretenhof

Vermisst jemand den typischen Flair von New York oder London in der österreichischen Bundeshauptstadt, dann empfehle ich einen Spaziergang über die gepflasterte Straße im Margaretenhof neben der Pilgramgasse. Hier ist auf einer länge von 150 Metern wien nicht wien. Am liebsten würde man bei einer der Haustüren klingeln und nach Dr. Huxtable fragen...

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Donnerstag, 31. Januar 2008

Marktschluss

Beim Fleischspezialisten Miedler schneidet dieser Tage nur noch der Chef höchstpersönlich das Bauchfleisch kundengerecht auf. Sein Blick ist konzentriert auf seine Arbeit. Ab und zu huschen Handwerker und gut gekleidet Menschen mit Sektgläsern in den Händen an seinem Stand in der Landstraßer Martkhalle vorbei. Wir schreiben den 31.Jänner 2008 und somit den letzten Tag im Bestehen dieser Institution im dritten wiener Gemeindebezirk - Der Markt muss dem Neubau des Bahnhofs ‚wien Mitte’ weichen.

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Rund um E. Miedlers Standplatz ist es in den letzten Wochen ruhig geworden. Leere Stellplätze, fehlende Wände und von der Decke baumelnde Kabelstränge zeugen vom Abzug der Kaufleute. Während die einen auf das Ende des Marktes mit einem Glas Sekt anstoßen, kaufen Handwerker ihre Jause bei den Läden, die sie in den folgenden Wochen zu entfernen haben. Die letzten Kunden schlendern durch die kahlen Gänge und versuchen noch das eine oder andere Ausverkaufsschnäppchen zu ergattern und bekunden den verbliebenen ‚Standlern’ ihr Beileid zum bevorstehenden Auszug.

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Im oberen Stockwerk treffe ich auch auf einen Mann in den Mittfünfzigern. Er schildert mir Geschichten von der einst blühenden Markthalle und gibt nun wiens Bürgermeister die Schuld an der Delogierung. Nach Hasstiraden auf verwechselbare Einkaufszentren, die sich in Wien breit machen würden, erklärt er wohin diverse ‚Standler’ ausweichen und er jetzt immer sehr weit zu gehen habe um an ‚brauchbare’ Produkte zu kommen. Als wir schließlich an einem Fleischspezialitätenladen vorbeikommen erblickt er einen Verkäufer mit dunkler Hautfarbe und flüstert mir sanft ins Ohr: „Ich bin zwar kein Rassist, aber bei den Negern einkaufen würd i nie. Das ist ja grauslich, und das Fleisch erst.“ Als ich ihm sage, dass ich derlei Aussagen nicht gutheißen kann schüttelt er den Kopf und verschwindet in einem leergefegten Gang.
Mit diesem Eindruck werde ich also die Markthalle der Landstraßer Hauptstraße in Erinnerung behalten.

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Mittwoch, 30. Januar 2008

Steinhof

Das Spazier-Mekka rund um die Baumgartner Höhe bzw. bei der Bushaltestelle 'Feuerwache Steinhof' ist ja zur genüge bekannt. Menschen, die von Sonnenuntergangsromantik die Nase voll haben, empfehle ich eben dort einen Spaziergang bei Regen oder Nebel durch die armselige Baumgruppe links neben dem Weg zur Otto-Wagner Kirche.
Dort kann man in Ruhe pessimistischem Gedankengut seine Freizeit widmen oder mitleidig Menschen mit gesenkten Häuptern bei der verzweifelten Suche nach Pilzen beobachten.

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Montag, 28. Januar 2008

Döblerhofstr./Hallergasse, 11.Bezirk

Eine dreckige Straße schlängelt sich hinter den Finanzloch-Gasometern durch den elften wiener Gemeindebezirk. Gesäumt von graffiti-dekorierten Backsteinwänden suchen hier Dienstleistungssüchtige verzweifelt nach Stadtgebiet. Nachts offenbart sich schummrige Straßenlaternenromantik im Dunst von zwitschernden Wachhunden. Gehsteige sollten selbst mitgebracht werden.

Döblhoferstr., 11. Bezirk.

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